Kennengelernt habe ich Adrian (Name geändert) recht früh. Er war 14 und ich ganz am Anfang meines neuen Berufslebens als Sozialabeiter in der Jugengerichtshilfe. Das erste Gespräch mit ihm war mich furchtbar. Er hatte viel mehr Erfahrung in der Jugendhilfe als ich und ich fühlte mich wirklich als dämlicher Anfänger. Dennoch war mir eins klar: er wird mich noch lange begleiten bzw. ich ihn. Nach und nach lernten wir uns immer besser kennen. Von Untersuchungshaft bis zur Gerichtsverhandlung – immer wieder ein Stück mehr.
Der Unterschied zwischen uns – gerade jetzt – ist einfach nur, dass ich das Fenster offen haben kann, weil ich es einfach kann. Die frische Luft genießen, wann ich es will. Er aber kann das nicht (mehr)! Eigentlich konnte er das die letzten zwei Jahre auch nie, da er kein zu Hause mehr hatte. Keine Fürsorge, keine Liebe, keinen Ort!
Und das macht mich traurig. Obwohl ich genau weiß, dass er richtig zuschlagen kann. Menschen verletzen kann; mindestens so wie er verletzt wurde!
…tbc…
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